Rede: Flucht ist kein Verbrechen – Abschiebegefängnis in Glückstadt schließen!

Am gestrigen 19. März 2022 – am Antirassismustag – demonstrierte mein Landesverband DIE LINKE. Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Landesverband DIE LINKE. Hamburg gegen das gemeinsame Abschiebegefängnis der Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. In diesem Gefängnis sitzen Menschen, die nichts verbrochen haben, sondern sich einfach nur ein sicheres Leben ermöglichen wollten. Gefängnisse sollten – wenn überhaupt – für Verbrecher:innen sein und Flucht ist kein Verbrechen! Dieses Thema gehört zu meinen Herzensthemen und hier sind weitere Informationen dazu zu finden.

Hier Redemanuskript lesen

Liebe Menschen,

Wir haben uns heute – am Antirassismustag – unter dem Motto „Flucht ist kein Verbrechen“ versammelt, um gegen den Abschiebeknast hier in Glückstadt zu demonstrieren.

2 km von uns entfernt – wir waren gerade gemeinsam da – sitzen Menschen, die nichts verbrochen haben hinter Gittern. Menschen, deren grundgesetzliche Freiheit der Person beschnitten werden.
Sie werden – aus meiner Sicht – illegal festgehalten, weil irgendwer entschieden hat, sie müssen Deutschland verlassen.
Menschen, die einfach nur sicher und in Frieden leben wollen, aber nicht aus Europa kommen – sollen Deutschland verlassen und werden solange im Abschiebegefängnissen festgehalten.

Die Landesregierung, die mitträgt, dass unschuldige Menschen ihrer Freiheit beraubt werden, gehört dringend abgewählt und dieser Abschiebeknast sofort geschlossen!

Und ich sage auch: Ein solcher Verstoß gegen elementare Menschenrechte darf nicht folgenlos bleiben!

Liebe Freund:innen,

dass ich heute vor Euch stehe ist nicht viel mehr als Glück. In solchen Momenten wie heute, sollten wir auch über unsere Privilegien sprechen.

Ich bin hier, weil ich aus Versehen „zur richtigen Zeit“, „im richtigen Land“ geboren wurde.

Zwei Jahre nach meiner Geburt machte sich mein Vater auf den Weg nach Deutschland, weil eine Gastarbeiter:innen-Regelung in Kraft getreten war, die es Menschen aus der Türkei ermöglichte zum Arbeiten nach Deutschland zu kommen.

Zwei Jahre später durfte ich mit meiner Mutter nachkommen. Einfach im Flugzeug.

Über diese Privilegien denke ich häufig nach, wenn ich in meiner ehrenamtlichen Arbeit mit dem unmenschlichen Asylrecht konfrontiert werde.

Es wird in Medien und Politik immer das so tolle deutsche Rechtssystem gelobt, aber ich frage mich in solchen Momenten dann immer: im Ist mein Recht nicht scheinheilig und wertlos, wenn es nur für mich gilt, weil ich zur „richtigen Zeit“ am „richtigen Ort“ zur Welt gekommen bin?

DIE LINKE. wird immer für menschenwürdiges Asylverfahren kämpfen, auch hier in Schleswig-Holstein.

Bald gründet sich die Landesarbeitsgemeinschaft Migration und Flucht, um vertieft an migrationspolitischen Themen zu arbeiten und ich darf Interessierte zu unserem kommenden Online-Treffen am

14. Mai um 19:30 Uhr einladen. Sprecht mich oder die Landesgeschäftsstelle gerne an.

Ich freue mich sehr, dass wir heute so viele sind und möchte schließen, mit meinem, wie ich finde sehr treffenden Motto:

No border, no nation, stop deportation!

Vielen Dank!

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