Am 22.02.2022 haben die Vertreter:innen meines Landesverbandes (ähnlich wie Delegierte) die Landesliste zur Landtagswahl am 8. Mai 2022 aufgestellt.
Ich habe mich mit diesem Kandidaturschreiben für den Listenplatz 6 beworben, die Vertreter:innen haben entschieden und ich wurde auf den Listenplatz 10 gewählt.
Auch wenn es nicht für meinen gewünschten Listenplatz gereicht hat, habe ich jedes einzelne Wort meiner Rede gefühlt und möchte Sie Ihnen und Euch nicht vorenthalten.
Es ist für mich die emotionalste Rede, die ich bislang geschrieben habe.
Hier Redemanuskript lesen
Liebe Genoss:innen,
über 100.000 Kinder in Schleswig-Holstein leben in Armut. Das ist schon für sich genommen traurige Realität. Kinderarmut bedeutet allerdings auch Familienarmut, das heißt sie entsteht, weil Eltern in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten müssen und deshalb ist es richtig, dass wir mit unserem Programm “Das gute Leben für alle” fordern und unsere Maßnahmen dafür im nächsten Landtag von Schleswig-Holstein einbringen werden!
Wir dürfen niemals hinnehmen, dass Eltern im Hartz IV Bezug ihre Kinder mit drei Euro, mit knapp drei Euro am Tag, zu drei Mahlzeiten ernähren müssen. Wir dürfen niemals hinnehmen, dass Kinderarmut auch Jugendarmut heißt, DAS heißt: Kinder, die in Armut aufgewachsen sind, haben ein erhöhtes Risiko, auch als Erwachsene arm zu sein. Wir dürfen das niemals hinnehmen und das werden wir nicht – Liebe Genoss:innen!
Nicht nur in unserem Bundesland, aber auch hier – zahlen viele Menschen, ich wage sogar zu behaupten, die meisten Menschen, fast die Hälfte ihres Einkommens für die Miete. Diese Menschen in unserem Bundesland leben daher nicht nur in prekären Lebensverhältnissen, sie sind auch der Profitgier und Willkür ihrer Vermieter:innen ausgeliefert.
Deshalb ist es richtig, dass wir für die Wiedereinführung der Mietpreisbremse Unterschriften sammeln und dass wir auch radikalere Maßnahmen wie der Vergesellschaftung von Wohneigentum, von Konzernen wie etwa der Adler Group ins Auge fassen. Wir dürfen niemals hinnehmen, dass diese Konzerne zum Beispiel ihre Mieter:innen im Winter ohne funktionierende Heizung leben lassen und wir dürfen niemals hinnehmen, dass nicht nur, aber auch in der Pandemie Menschen von Strom- und Wassersperren betroffen sind. Wir dürfen das niemals hinnehmen und das werden wir nicht!
Menschen, die zum Beispiel so aussehen wie ich, haben regelmäßig mit gesellschaftlichen und strukturellen Restriktionen zu kämpfen. Wir dürfen niemals hinnehmen, dass Menschen mit Einwanderungsbiografien immer unter Generalverdacht gestellt werden und dass sie anlasslose Polizeikontrollen erleben müssen. Wir dürfen niemals hinnehmen, dass Menschen die seit Jahrzehnten hier leben, nicht am demokratischen Prozess partizipieren können, nur weil das Emblem auf dem Ausweis den Mächtigen nicht passt. Wir dürfen das niemals hinnehmen – das muss aufhören!
Für uns Antifaschist:innen war der gestrige Tag ein wichtiger Gedenktag! Gestern jährte sich der rechtsextreme Terror-Anschlag von Hanau zum zweiten Mal. Viele von uns, auch ich, waren gestern bei verschiedenen Gedenkveranstaltungen und auch heute gedenken wir
FERHAT UNVAR
HAMZA KURTOVIĆ
SAID NESAR HASHEMI
VILI VIOREL PĂUN
MERCEDES KIERPACZ
KALOYAN VELKOV
FATIH SARAÇOĞLU
SEDAT GÜRBÜZ
GÖKHAN GÜLTEKIN
Ihre Namen mahnen uns, dass wir immer, ob in Parlamenten oder auf der Straße alten und neuen Nazis entschlossen entgegentreten müssen. Das ist unsere Aufgabe und dieser Aufgabe nehmen wir uns immer an und sagen kein Fußbreit den Faschisten!
Mein Name ist Ali Haydar Mercan, ich bin 26 Jahre alt, ich bin Erzieher in Ausbildung und ich möchte mit Euch am 8. Mai in den Landtag von Schleswig-Holstein einziehen, weil ich davon überzeugt bin, dass es bitter nötig ist! Weil ich davon überzeugt bin, dass wir ein ganzes Bundesland zu gewinnen haben!
Dafür – bitte ich um euer Vertrauen und ich freue mich auf einen gemeinsamen – kämpferischen Wahlkampf!
Freundschaft!